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Martin Monschau, facharzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren, Homöopathie und Chirotherapie
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Sauna

Der „Raum aus Holz", wie das Wort „Sauna" aus dem Finnischen übersetzt heißt, ist schon seit mindestens tausend Jahren fester Bestandteil nördlicher Lebensart. Das klassische Schwitzbad härtet den Körper nicht nur ab, es reinigt auch Blut und Atemwege, strafft die Haut und befreit die Gedanken von der Last des Alltags. Vorausgesetzt, die „Kunst des Schwitzens" wird richtig angewendet. Was den einen Gesundheitspflege, ja Therapie ist, kann anderen aber zur körperlichen Kraftprobe werden. Sie sollten auf die finnische Sauna verzichten oder andere Formen der Schwitzkultur in Erwägung ziehen.

Ursprünglich galt der Steinofen als lebenserhaltender Wärmespender schlechthin. Mit der Zeit gesellten sich aber auch weitere Aufgaben hinzu. Später wurde der gute alte Hüttenofen zum Mittelpunkt der klassischen finnischen Sauna - einem Hort der Gesundheit, der inneren Balance und des gesellschaftlichen Lebens. Das ist auch heute noch so.

Schwitzen will geübt sein

Erst-Saunisten trifft die heiße Luft zunächst wie ein Schlag. Denn plötzlich ist da nur Hitze, die Luft fast zu dick zum Atmen. Aber bald schon öffnen sich die Blutgefäße in der Peripherie des Körpers, und langsam kühlt sich der rote Körpersaft unter der Haut wieder ab. Das Herz dreht auf, um den Druckabfall in den weit offenen Blutgefäßen wieder wett zu machen. Wo sich lebenswichtige Organe befinden, "fiebert" das Blut 38 Grad Celsius entgegen. Die Haut bringt es - je nach Art der Sauna - sogar auf 42 Grad. Jetzt ist auch der zweite Abkühlungsschritt des Körpers voll aktiv: Gut zwei Millionen Schweißdrüsen "löschen" um die Wette: In einer finnischen Sauna verliert der Körper pro Saunagang in nur zwölf Minuten bis zu einem halben Liter Wasser. Wer nicht gleich so viel schwitzt, der sei getröstet: Der Körper braucht oft einige Saunagänge, bevor die Schweißdrüsen so richtig loslegen können.

Während der Körper still vor sich hin arbeitet, ruht der Geist. Keine Spur von der regen Tätigkeit im Inneren des Körpers, nur tiefe, fast meditative Ruhe. Dann, nach etwa zwölf Minuten folgt die Abkühlphase: Körper und Geist kommen wieder für einen kurzen Moment auf Touren. Der Spaziergang in der kalten Außenluft lässt den letzten Schweiß verdunsten. Das kalte Duschwasser wandelt Körperhitze in wohltuende Kühle um. Hautarterien und -kapillaren verengen sich und drosseln die Durchblutung, damit der Körper nicht zu sehr auskühlt. Dann geschieht etwas Merkwürdiges: Unvermittelt öffnen sich die Gefäße wieder und Blut durchströmt die tropfnasse, kühle Haut. Was ist passiert? Während sich das Blut ins Körperinnere zurückzog, nahm der Stoffwechsel seinen gewohnten Gang. Die verengten äußeren Arterien und Kapillaren können nun aber die sauren Stoffwechselprodukte nicht abführen. Schließlich öffnen sich die Kapillaren wieder. Die Haut rötet sich und ein wohltuendes Wärmegefühl durchdringt den Körper.

Gut für das Blut

Mediziner wissen schon lange, dass Saunas eine ausgleichende Wirkung auf den Blutdruck haben - egal, ob er nun zu hoch oder zu tief ist. Ende des Jahres 2000 berichteten Ärzte der Berliner Charité, dass Saunarien mit einer gegenüber finnischen Saunen niedrigen Temperatur von nur 55 Grad den Blutdruck von Hochdruckpatienten (Hypertonikern) sogar dauerhaft senken können. Und nicht nur das: Auch entzündungsfördernde Botenstoffe wurden durch regelmäßige Sanarienbesuche (zwei Mal die Woche) zurück gedrängt; gleichzeitig nahmen entzündungshemmende Botenstoffe (gewisse Interleukine) sogar zu. Ob das auch für höhere Sauna-Temperaturen gilt, wird noch abgeklärt.

"Nebenbei" beugt Saunieren auch arteriellen Gefäßentzündungen und vermutlich auch hohen Cholesterinwerten vor.

Blut und Wasser schwitzen

Schweißdrüsen sind nicht einfach biologische Wasserpumpen. Was in der Hitze aus den Poren tritt, ist gefiltertes Blutplasma mit gelösten Inhaltsstoffen, darunter auch wichtige Mineralsalze. Der Salzverbrauch ist allerdings geringer als im Arbeits- und Sportschweiß und lässt sich ohne weiteres mit Fruchtsäften, Mineralwasser oder mit der Nahrung ausgleichen.

Anders beim Flüssigkeitsverlust: Hier ersetzt zunächst einmal Gewebsflüssigkeit aus den Zellzwischenräumen das ausgeschwitzte Blutplasma. Milchsäure und andere Stoffwechselprodukte, sogar Schwermetalle, gelangen so in die Blutgefäße. Nur so erreichen sie die Nieren, können ausgefiltert und abgestoßen werden. Das, was wir unter "Entschlackung" verstehen bedingt aber, dass zwischen den Saunagängen nicht getrunken wird. Dann nämlich braucht das Blut auch nicht auf Gewebsflüssigkeit zuzugreifen.

Für frischen Atem

Heisse Luft kann einem ganz schön den Atem verschlagen. Das liegt nicht nur daran, dass die Sauerstoffkonzentration in der Luft niedriger ist. Auch die Schleimhäute in den Atemwegen haben "alle Bronchien voll" zu tun, damit die Luft gut befeuchtet und gekühlt die Lungen erreicht: Der Blutstrom in den Luftwegen nimmt um das Siebenfache zu, die Drüsen scheiden feuchtigkeitsspendenden Schleim mit allerlei Abwehrstoffen aus. Diese verbesserte Immunabwehr erklärt auch, warum Ärzte Menschen mit chronischer Bronchitis, Asthma und wiederkehrenden Bronchialkatarren den regelmäßigen Besuch von Saunen empfehlen. Asthmatiker können ihre Atmung dadurch sogar dauerhaft normalisieren.

Wärme, die unter die Haut geht

Saunabäder lassen die Haut gesünder und jünger aussehen. Was wie ein Spruch aus einer Werbebroschüre klingt, ist medizinisch belegt. Wasser und Schweiß lassen die oberste Hautschicht aufquellen und machen sie locker und durchlässig. Im Fahrwasser der schwitzenden Haut schwimmen nicht nur natürliche Haut-Immunzellen mit, sondern auch Bakterien, Schuppen, Talg, Stoffwechselprodukte und Staubpartikel. Die Haut wird also buchstäblich porentief gereinigt. Durch das Schwitzen und die verschiedenen Wasseranwendungen wird sie zusätzlich gut befeuchtet und durchblutet. Das macht die Körperhülle straff und alterungsresistent.

Auch der Geist schwitzt mit

"In der Sauna verraucht der Zorn", wissen die Finnen. Im Wechselbad zwischen Wärme und Kälte werden auch die vegetativen Nerven (diejenigen, die unbewusste Körpertätigkeiten, wie Atmung, Herzschlag und Verdauungstätigkeit regulieren) herausgefordert. Am Ende fühlen sich auch gestresste "Saunatiker" ruhig und entspannt. Eine angenehme Müdigkeit durchströmt den Körper. Unangenehmes wird bis auf weiteres verschoben.


Quelle: Mosquito_more, Institut für medizinische Informationen - Freiburg (c) InMedVerlag 2001